Hallihallo, liebe Familie, Freunde, Bekannte, Interessierte, Uninteressierte, Gelangweilte, Gespannte und natürlich auch alle anderen (heimliche Verehrer vielleicht…? hehe), die diesen Blog lesen: Willkommen zurück!
Heute möchte ich euch jetzt endlich einmal einen Einblick in mein Projekt und meine Organisation geben:
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Villa Rica
„Atiycuy Perú“ wurde vor ca. 8 Jahren mit Hilfe einer deutschen Partnerorganisation namens „Chance e.V.“ gegründet. „Chance e.V.“ finanzierte und finanziert heute immer noch alle Programme, Projekte, Gehälter und Ausgaben von Atiycuy. Das heißt, hier wird nur mit deutschen Spendengeldern gearbeitet! Diese Spendengelder werden für eine nachhaltige und ganzheitliche Entwicklungsarbeit in den Bergregenwäldern Amazoniens genutzt (ca. 600-3500m Höhe). Besser gesagt: in den Regionen Pasco und Junin in Peru.
Das Projektzentrum von Atiycuy, wo ich selber auch wohne und arbeite, liegt dabei in Pasco im Distrikt Oxapampa in der Kleinstadt Villa Rica. Dort arbeitet (und wohnt zum Teil auch) ein zwanzigköpfiges Team an Psychologen, Waldhütern, Forstingenieuren, Anwälten und Anthropologen, das durch Praktikanten und Freiwilligen ergänzt wird. Zudem gibt es noch ein kleines Büro in Lima, wo ein Großteil der Verwaltungsarbeit erledigt wird. (Abgesehen von uns deutschen Freiwilligen sind alle Peruaner)
Unsere Wohnstätte und Büroräume in Villa Rica
Das wichtigste Ziel von Atiycuy ist es, das indigene Volk der Yánesha ganzheitlich in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu schützen. Denn die Yánesha sind eine jahrtausendealte Kultur, welche kurz vor dem Aussterben steht. Im letzten Jahrhundert hat ihr Volk unter Terror, Auslöschung, Ausbeutung und Diskriminierung gelitten – die Auswirkungen davon sind heute natürlich immer noch zu spüren. Heute besitzen die Yánesha vielleicht gerade noch 1% ihres ursprünglichen Territoriums. Aber selbst diese letzten Rückzugsorte sind noch nicht sicher und anerkannt. Zudem leben heute nur noch gerade einmal ca. 12.000 gebürtige Yánesha. Davon sprechen noch ca. 4000 die eigene Sprache Yeñoño. Die Yánesha stehen also nicht nur kurz davor die Letzten ihrer kleinen Dörfer und Wälder, sondern vielmehr auch ihre faszinierende Kultur und Identität zu verlieren!
Wie arbeitet Atiycuy also?
Die Arbeit teilt sich in 4 Programme auf, die eigenständig arbeiten und aufgebaut sind, aber doch alle ineinandergreifen und zusammen diese Organisation so besonders machen:
1. Dorfentwicklungsprogramm
Dieses Programm widmet sich der unglaublich wichtigen rechtlichen Anerkennung der 8 Yánesha-Dörfer, mit denen Atiycuy zusammenarbeitet. Ohne offizielle Anerkennung und Landrechte werden systematisch Teile ihrer Wälder von korrupten Politiker:innen an die Holzindustrie oder Bauern verkauft. Diese erscheinen dann eines Tages in den Dörfern mit einer Kaufurkunde in der Hand und erklären den Yánesha, dass dieses Stück Heimatland, das sie schon seit tausenden von Jahren bewohnen, jetzt ihnen gehört. Und ihnen bleibt oft nichts anderes übrig, als sich dem zu beugen. Welche Möglichkeiten haben sie denn sonst auch? Sie haben ja keine offiziellen Landrechte. Zudem arbeitet das Programm im Moment mit den Dorfgemeinschaften zusammen, um das Gemeindewesen zu organisieren und Dorfverfassungen zu verfassen.
Das Unterprogramm „REYA“ („Rettet Yánesha“) dokumentiert außerdem in bemerkenswerter Arbeit die Kultur der Yánesha mit all ihren Bräuchen, Tänzen, Geschichten, Liedern und natürlich auch der Sprache. In diesem Programm arbeiten auch selber 2 gebürtige Yánesha.
2. Kinder-/Patenschaftsprogramm
Dieses Programm widmet sich der Betreuung und Begleitung der Kinder und Jugendlichen in den indigenen Dörfern, aber auch in Villa Rica selber. Dabei unterstützt das Programm die Kinder durch Patenschaften mit deutschen Spendern. Diese Patenschaften finanzieren z.B. Schulmaterialien der Kinder, Internet in den Dorfschulen, Schulgelder, aber auch einen Gesundheitsfond. Ohne dieses Geld wäre z.B. ein Krankenhausbesuch (selbst in einem Notfall) für vielleicht 90% der Kinder nicht möglich. Zudem – und das ist eigentlich der wichtigste Teil der Arbeit - begleitet das Programm die Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung mit Workshops zu z.B. Selbstbewusstsein oder Selbstvertrauen und veranstaltet außerschulische Aktivitäten. (In diesem Programm arbeite ich mit)
3. Umweltbildungsprogramm
Ein großes Problem in dieser Region ist der Einfluss der „modernen Zivilisation“. Ohne irgendwann einen Umgang damit gelernt zu haben, kommen abgelegene Völker wie die Yánesha plötzlich in Kontakt mit westlichen Konsumgütern und… Plastik. Noch vor 50 Jahren konnten die Yánesha all ihren Müll (alles biologisch natürlich) einfach in den Wald werfen und innerhalb von wenigen Wochen ist alles verrottet. Mit all den neuen künstlichen Produkten wie z.B. Plastik geht das plötzlich nicht mehr. Aber woher soll man denn wissen, dass dieser Müll schlecht für die Umwelt ist, wenn einem nie jemand die Zusammenhänge, die dahinterstehen, erklärt hat? Und genau mit diesen Themen und mit der Aufklärung darüber setzt sich dieses Programm mit Workshops, Vorträgen und Aktionen auseinander.
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4. Naturschutzprogramm
Neben der Arbeit mit den Yánesha in der Region Pasco ist eine weitere wichtige Säule der Arbeit von Atiycuy die Betreuung der 18.000 Hektar großen Naturschutzkonzession in der Region Junin, die von dem peruanischen Staat an Atiycuy übertragen wurde. Diese Konzession ist strategisch wichtig für den angrenzenden Nationalpark Pui Pui. Die Idee dahinter ist, möglich große zusammenhängende geschützte Waldgebiete zu schaffen, um der Flora und besonders der Fauna ausreichend Platz zu schaffen. Gleichzeitig dient die Konzession als Pufferzone des Nationalparks zu den in rasant wachsendem Tempo riesigen benachbarten Ananasfeldern. Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ich selten etwas so Schreckliches gesehen habe, wie diese rabiate Vergewaltigung der Erde! Stundenlang fährt man erst durch Orangen- und dann durch Ananasfelder, in denen die Luft staubtrocken ist und die Sonne ungehindert auf den Boden brennt – anstatt in den ursprünglichen Nebelregenwälder schöne kühle und feuchte Luft zu atmen. Das Programm schützt dabei nicht nur den Wald, sondern führt auch wissenschaftliche Studien durch (letztens wurde erst eine neue Pflanzenart dort entdeckt!) und sensibilisiert die angrenzenden Bauern für die Bedeutung des Schutzwaldes und lehrt diese nachhaltige Landwirtschaft. (Auch in diesen Dörfern arbeitet das Umweltbildungs- und Kinderprogramm mit der Bevölkerung zusammen)
Das Unterprogramm Aufforstung führt dabei, wie der Name schon sagt, Aufforstungsarbeiten mit heimischen Pflanzenarten durch.
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Das Besondere bei der Arbeit von Atiycuy ist dieser ganzheitliche Ansatz. Jedes dieser Programme alleine ist zwar gut – aber nachhaltige Begleitung kann nur ganzheitlich sein. Denn genau das ist, was Atiycuy macht: Begleiten. Ich habe in meinen 4 Wochen hier schon einige „Entwicklungs“projekte von anderen NGOs gesehen. Diese sind nach wenigen Monaten wieder abgereist, da ihre Arbeit ja „erledigt“ war. Doch wie soll z.B. ein Dorf, dass von einer NGO Fischteiche für die Fischzucht gebaut bekommt, diesen Teich instandhalten, wenn das Gemeindewesen nicht ausreichend organisiert ist? Niemand fühlte sich verantwortlich. Die Folge war, dass diese Teiche nach einem Jahr völlig unbrauchbar für das Dorf wurden. Die Organisation – die es natürlich auch nur gut meinte - war da aber schon wieder lange weg.
Das Wichtigste in der Entwicklungszusammenarbeit (was ich zumindest bisher beobachtet habe) ist also eine langfristige Begleitung mit einem ganzheitlichen Blick!
So. Das war jetzt also meine kurze Zusammenfassung über mein Projekt hier ;) Ich könnte über jedes Programm noch viele weitere Seiten schreiben, da alle einfach unglaublich vielfältig und interessant sind! Aber das ist erst einmal genug, dass ihr einen ersten Überblick über die Arbeit hier bekommen habt und versteht, was für eine Organisation „Atiycuy“ eigentlich ist.
Liebe Grüße aus dem Regenwald
Sven
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