Diese Hitze. Das Erste, das mir sofort auffällt, als ich bei brütender Nachmittagssonne meinen Koffer aus dem kleinen Fiat hebe und versuche einen viel zu schmalen Treppenaufgang hinauf zu hieven. Die Stadt scheint wie leergefegt. Die Geschäfte sind sicher hinter Metallgittern verschlossen, es befinden sich kaum Menschen auf der Straße und außer dem Gehupe der nahegelegenen Hauptstraße scheint die Hitze alles und jeden zum Schweigen gebracht zu haben.
Eine Mitarbeiterin aus dem Zentrum und ihr Freund haben mich abgeholt. Mit dem wenigen Italienisch, das ich kann, stelle ich mich vor. Wir kommen ins Gespräch und verabreden uns für den Abend zum Pizzaessen, natürlich. Es ist 22 Uhr und die ganze Stadt scheint jetzt auf den Beinen. Wie all die andern schlendern wir mit einem Eis durch die engen Gassen und genießen die umtriebige Gemütlichkeit. Diese Nächte. Diese wunderschönen Nächte. Der zweite Eindruck, der sich bei mir festsetzt.
Am nächsten Morgen ist die Hitze zurück. Gemeinsam mit meinem Mitbewohner gehe ich in das Jugendzentrum. Schon von außen ist Musik zu hören. Irgendjemand hat sich mit einer JBL-Box verbunden und lässt die italienischen Charts laufen.
Mir gefällt die Musik, sie passt zum lebhaften Alltag im Zentrum -bald werde ich die ganzen Songs auswendig kennen. Die Kinder sind herzlich. Es sind Ferien und deshalb muss nichts für die Schule erledigt werden. Wir gehen an den Strand, in den Garten oder machen Tischkickerturniere im Zentrum. Obwohl ich kaum italienisch spreche, kann ich mit den Kindern erstaunlich gut kommunizieren. Ständig fragen sie mich nach deutschen Wörtern oder wollen, dass ich italienische Zungenbrecher aufsage. Dieser schöne Klang der Sprache. Ich möchte sie unbedingt sprechen lernen. Ein Wunsch, der hinzukommt.
Die ersten drei Wochen vergehen schnell. Das Zentrum geht für zwei Wochen in die Sommerpause. Wir Freiwilligen wollen die freie Zeit nutzen, mehr von Italien zu sehen. Egal in welcher Stadt wir sind, irgendwo wird Livemusik gespielt oder es wird getanzt oder etwas aufgeführt. Der Sommer scheint eine gute Zeit zu sein, um in Italien anzukommen, trotz der Hitze. Ich genieße meinen ersten estate italiana.
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